Hallo aus Kuurne, wo heute die flämische Frühjahrsklassikersaison fortgesetzt wurde. Nach dem packenden Auftakt beim Omloop Het Nieuwsblad in Ostflandern, ging es in Westflandern weiter, wo acht Teams am Start von Kuurne-Brüssel-Kuurne standen. Leider fehlten die beiden belgischen Topteams Quick Step und Lotto, die sich anderweitig oder gar nicht auf die Flandernrundfahrt vorbereiten, das Gleiche gilt auch für die meisten Favoriten wie Boonen, Cancellara, Gilbert oder Nuyens, sodass Bobbie Traksel von Landbouwkrediet der einzige Starter war, der dieses Rennen schon einmal gewinnen konnte, das war die legendäre Ausgabe von 2010, bei der im Schneesturm nur 26 Fahrer das Ziel erreichten.
Als Favoriten waren logischerweise vor allem die Fahrer zu nennen, die sich schon beim Omloop hervortaten, zwar war dessen Sieger Baden Cooke nicht am Start, dafür aber die auf den Plätzen zwei bis vier gelandeten Boasson Hagen, Eisel und McEwen, die wohl, genau wie Ben Swift, Tyler Farrer und Yauheni Hutarovich, auf einen ähnlichen Rennverlauf wie vor wenigen Tagen in Gent hofften. Ihnen entgegen standen auch heute wieder die Klassikerspezialisten, die nicht zu den schnellsten Sprintern zählen, nach ihren Leistungen beim Omloop waren da in erster Linie Flecha, Vansummeren und Devolder zu nennen.
Es ging verhältnismäßig ruhig los, nach dem Start in Kuurne dümpelte das Rennen erstmal ein wenig vor sich hin, erst nach knapp 30 Kilometern entschied sich am Edelareberg, dem ersten Helling des Tages, mit Baptiste Planckaert mal ein Fahrer zu attackieren, Frederik Veuchelen und Lars Ytting Bak fanden die Idee ganz toll und gingen hinterher.
Zitat
Kopgroep:
031 BAK Lars Ytting 16/01/1980 | THR
044 PLANCKAERT Baptiste 28/09/1988 | LAN
077 VEUCHELEN Frederik 04/09/1978 | VCD
Ostwärts ging es Richtung Brüssel, doch die belgische Hauptstadt erreichten die Fahrer trotz des äußerst verwirrenden Rennnamens auch in diesem Jahr nicht. Nach einem kleinen Abstecher nach Wallonien, wo mit la Houppe, also dem Haarschopf, der Anstieg mit dem schönsten Namen wartete, führte die Strecke zurück Richtung Kuurne. Garmin, Radioshack und FDJ sorgten mit fairer Arbeitsteilung dafür, dass sich das Führungstrio nie zu weit vom Feld absetzen konnte. Kanarieberg und Kruisberg, den die meisten Starter schon vom Omloop kannten und auch bei der Ronde wieder überfahren werden, brachten auch wenig Aufregendes mit sich, das Feld fuhr geschlossen drüber.
Erst der bekannteste Helling des Rennens, der Oude Kwaremont, brachte etwas Abwechslung ins Rennen. Wie schon beim Omloop am Molenberg war es Juan Antonio Flecha, der als Erster einen Antritt wagte. Und wie beim Omloop bildete sich um ihn eine Gruppe. Der Omloop-Dritte Bernhard Eisel, Routinier Andreas Klier und die beiden Holländer Martijn Maaskant und Bobbie Traksel waren dabei und machten sich gemeinsam mit Flecha auf die Verfolgung von Bak, Planckaert und Veuchelen. Eigentlich eine gut besetzte Gruppe, nur mit dem Problem, dass es noch 85 Kilometer bis ins Ziel waren, das Feld noch nahezu komplett war und Garmin und Radioshack keine Anstalten machten mit der Tempoarbeit aufzuhören.
Keine 15 Kilometer brauchten sie, um die Spitzengruppe einzuholen, und bevor sie zurückfielen, gaben Veuchelen, Planckaert und Bak nochmal alles für ihre Teamkollegen Maaskant, Traksel und Eisel. Dann war es aber bald um sie geschehen und Flecha und co bildeten zu fünft die neue Spitze des Rennens.
Zitat
Kopgroep:
001 FLECHA GIANNONI Juan Antonio 17/09/1977 | SKY
025 KLIER Andreas 15/01/1976 | FDJ
032 EISEL Bernhard 17/02/1981 | THR
046 TRAKSEL Bobbie 03/11/1981 | LAN
075 MAASKANT Martijn 27/07/1983 | VCD
Der Tiegemberg war 59 Kilometer vor dem Ziel der vorletzte Helling, und die neuen Spitzenreiter hatten sich hier immerhin einen Vorsprung von 1:15 erarbeitet. Im Feld blieb das Tempo aber hoch und in der Spitzengruppe begann sich mit Andreas Klier einer daneben zu benehmen und nicht mehr richtig durch die Führung zu gehen. Auch ein lautstarker Tadel des alten Herrn Flecha ("Es sind immer die Gleichen, die auffallen") änderte nichts an seiner Fahrweise, sein Team FDJ war im Feld auch weiterhin in der Verfolgung aktiv und traute seinem Sprinter Hutarovich offensichtlich mehr zu als seinem Ausreißer Klier.
An Helling Nummer acht, dem Nokereberg, zeigte das schon Auswirkungen, denn das Quintett an den Spitze hatte nur noch eine knappe Minute Vorsprung, nicht besonders viel bei noch ausstehenden 48 flachen Kilometern. Die Tendenz sprach in der Folge weiterhin gegen Flecha und seine Begleiter, das Feld erreichte das Ziel in Kuurne mit nur noch 36 Sekunden Rückstand, und es standen noch zwei Schlussrunden mit einer Länge von 13 bzw. vier Kilometern an. Die 13 Kilometer hielt sich die Gruppe noch irgendwie vorne, aber kurz nach der zweiten Zielpassage war es dann vorbei für Flecha, Maaskant, Traksel, Eisel und Klier.
Knapp vier Kilometer vor dem Ziel war also der Zusammenschluss herbeigeführt worden und alle Sprinter waren im Feld noch dabei. Ein klassischer Sprint Royal wartete also auf die Zuschauer in Kuurne, denn Garmin ließ mit Johan Vansummeren an der Spitze jetzt nichts mehr zu, Lancaster und Dean fuhren schließlich den Sprint für Tyler Farrar an. Aus dessen Windschatten kamen aber Ben Swift und sein Anfahrer McEwen stark auf, der Australier war heute der bessere Anfahrer als Dean, und so ebnete er Swift den Weg zum Sieg. Farrar musste auch noch Chris Sutton passieren lassen, rettete aber immerhin den Podiumsplatz vor Hutarovich und Renshaw.
Zitat
Zieleinlauf:
1. 066 SWIFT Ben 05/11/1987 | RSH
2. 008 SUTTON Christopher 10/09/1984 | SKY
3. 052 FARRAR Tyler 02/06/1984 | GRM
4. 021 HUTAROVICH Yauheni 29/11/1983 | FDJ
5. 035 RENSHAW Mark 22/10/1982 | THR