Herzlich Willkommen aus Marseille zum Grand Prix d'Ouverture La Marseillaise. Nachdem die Radsportsaison in Übersee schon eröffnet wurde, steht heute der traditionelle Start in den europäischen Rennkalender an. Das Wetter ist unweit der Côte d'Azur bei frühlingshaften Temperaturen ausgezeichnet. Gute Voraussetzungen also auch für den Etoile de Besseges, der in den kommenden Tagen hier in der Region stattfinden wird.
Viele Teams sind allerdings noch im noch wärmeren Malaysia aktiv und schicken keine Abordnung nach Südfrankreich. Immerhin 7 Teams haben sich aber doch angemeldet. Die einheimischen Team sind mit AG2R, FDJ und Saur Sojasun aber recht gut vertreten. Außerdem sind mit Jérémy Roy und Jonathan Hivert die Sieger der letzten beiden Jahre am Start.
Das Profil ist recht wellig, ohne ganz große Anstiege, aber immer wieder mit kleineren. Es gab hier sowohl Siege aus Gruppen als auch Sprints, es ist also schwer vorauszusagen, wer hier als Favorit gilt.
Das Rennen begann gleich nach dem Start mit vielen Attacken. Es dauerte aber eine Weile bis sich eine Gruppe formierte, da viele Teams Interesse hatten, vorne vertreten zu sein. Rafael Valls Ferri, Christian Knees und Benoît Vaugrenard konnten sich dann aber vom Feld absetzen. Sie fuhren einige Kilometer lang vorne weg, so richtig weg kamen aber auch sie nicht. Der Vorsprung stieg nie über eine Minute an und nach 20km war wieder gruppo compatto. Bei Kilometer 26 kam dann aber die entscheidende Attacke. Fast jedes Team konnte mindestens einen Fahrer mit in die Ausreißergruppe bringen, so dass diese Fahrer sich schnell vom restlichen Peloton absetzen konnten. Insgesamt bekamen wir eine Spitzengruppe, die 7 Fahrer umfasste. Namentlich waren das:
Zitat
Jérémy Roy und Yoann Offredo von FDJ
Arkaitz Duran von Geox
Frantisek Rabon von HTC
Arnaud Coyot von Saur
Brice Feillu von Sky
Eros Capecchi von Liquigas
Außer AG2R war somit jedes am Start stehende Team in der Spitzengruppe vertreten. Somit hatte auch hinten niemand Interesse Verfolgungsarbeit zu leisten. Auch AG2R nicht, die schienen sich mit der Situation abgefunden zu haben und machten sich einen ruhigen Tag, genau wie der Rest des Feldes. Somit stieg der Vorsprung der Gruppe schnell an. Maximal auf 21 Minuten. Eine Vorentscheidung war also schnell gefallen, die 7 Ausreißer wurden vor der Ziellinie nicht mehr gesehen.
Somit fiel die Entscheidung um den Sieg also zwischen den sieben genannten Fahrern. FDJ natürlich zahlenmäßig überlegen und somit leicht im Vorteil. Spannend wurde es dann erst wieder am vorletzen Anstieg zum Col des Bastides. Frantisek Rabon war der Erste, der mit einer Attacke den Fluß in der bis dahin gut harmonierenden Gruppe durcheinanderbrachte. Der Tscheche wäre in einem Sprint wohl chancenlos und versuchte hier einige Begleiter loszuwerden und das gelang auch. Jérémy Roy setzte nach und konnte sich mit Rabon etwas von den übrigen Begleitern lösen. Dort schaute man sich an und konnte sich nicht wirklich einigen, wer denn jetzt das Loch zufahren sollte. Dies war natürlich von Vorteil für die beiden, so dass sie sich über die Kuppe in die Abfahrt mit etwas Vorsprung retten konnten. Allerdings war man sich hinten dann doch auch wieder einig geworden und jeder, außer logischerweise Offredo ging mit durch die Führung. Doch Fratisek Rabon als guter Zeitfahrer machte vorne ordentlich Tempo, eine Lücke von 20-30 Sekunden war am Fuße des letzten Anstieges zwischen den beiden Gruppen. In den Anstieg hinein attackierte Arkaitz Duran, der versuchte die beiden vorne einzuholen. Aber er kam nicht wirklich weg und man schaute sich wieder an. Gut für Roy und Rabon. Dann der nächste Angriff von Coyot, das sah schon besser aus, die anderen blieben aber dran und Brice Feillu setzte sogleich noch einen drauf. Interessante Situation nun und die Lücke zu Roy und Rabon wurde wieder zugefahren. Dann attackierte nochmal Feillu, gleich hinten dran wieder Eros Capecchi, der im Sprint natürlich gute Chancen haben dürfte und hier sehr aufmerksam fuhr. Aber auch die anderen hielten mit. Der letzte Anstieg war damit schon bald zu Ende. Aber Brice Feillu hatte sein Pulver noch nicht verschossen und probierte es noch einmal. Yoann Offredo setzte nach und erreichte sein Hinterrad. Danach entstand eine Lücke. Feillu und Offredo als Erste oben und mit Tempo in die Abfahrt. Von hier noch etwa 10km, keine große Lücke, aber die muss man erstmal zufahren. Offredo und Feillu waren sich einig und wechselten sich in der Führung ab. Sie konnten ihre Führung sogar leicht ausbauen. 25 Sekunden wurden uns 5km vor dem Ziel gemeldet. Hinten gab es weitere Attacken. Duran und Capecchi konnten sich von den übrigen Dreien nochmal etwas absetzen. Offredo und Feillu erreichten aber dennoch mit Vorsprung die Flamme Rouge. Ein französischer Sieg war somit so gut wie sicher, die Zuschauer am Streckenrand daher guter Dinge. Doch die beiden jetzt fast mit Stehversuchen. Feillu schaut sich um, aber Offredo will nicht vorbeifahren. Feillu tritt an als es um die letzte Kurve auf die Zielgerade geht, aber das war nur ein Strohfeuer. Offredo weiter am Hinterrad. Hinten zieht Capecchi jetzt den Sprint an, ein langer Sprint wird das, aber wenn die beiden vorne so weitermachen, wird das nochmal eng. Nun aber geht es auch vorne los. Feillu von vorn, Offredo direkt im Windschatten. Offredo geht raus, Capecchi kommt da nicht mehr ran. Und Offredo zieh mühelos vorbei an seinem Landsmann, hat hier die größeren Reserven und ist wohl auch der endschnellere Fahrer. Offredo reißt die Arme hoch und gewinnt den französischen Saisonauftakt. Feillu mit einem beherzten Rennen aber ohne die Endschnelligkeit seines Bruders auf Platz 2. Capecchi kam nicht mehr ganz dran und musste sich somit mit Platz 3 zufrieden geben.